Wenn man sich mal überlegt, wie viel Zeit wir eigentlich damit verbringen zu schlafen und einem bewusst wird, wie schutzlos wir währenddessen sind, dann stellt sich doch relativ schnell die Frage „Warum schlafen wir eigentlich?“ Wenn uns die Evolution für ein Drittel unserer Lebenszeit schutzlos unserer Umwelt ausliefert, dann wird es mit Sicherheit einen triftigen Grund dafür geben. Und es gibt nicht nur einen – es gibt sehr viele. Warum ist Schlaf so wichtig?
Schlafen ist essentiell für Körper und Geist!
Wir erholen uns im Schlaf. Im Schlaf wird unser Wachstumshormon gebildet, das dafür sorgt, dass sich unser Körper erholen kann und neue Zellen gebildet werden. Um körperliche Höchstleistungen zu erzielen, musst Du gut ausgeschlafen sein, damit Dein Körper fit für Bestleistungen ist. Aber auch nach dem Sport benötigen wir Schlaf, damit sich unsere Muskeln möglichst schnell regenerieren. Bei Männern wird während des Schlafs besonders viel Testosteron produziert, was unter anderem die Spermienproduktion anregt, aber auch dafür sorgt, dass die Muskeln wachsen. Hochwertiger Schlaf ist also notwendig für Sportler.
Schlafen festigt unsere Erinnerungen. Während wir schlafen und träumen, verarbeiten wir das, was wir am Tag erlebt haben und setzten es in Relation zu unseren bisherigen Erfahrungen. Im Schlaf gehen Informationen aus unserem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis über.
Im Schlaf werden unsere Abwehrkräfte gestärkt und unser Stoffwechsel reguliert. Während wir schlafen, verdauen wir Nahrung und wandeln sie in lebensnotwendige Stoffe um.
Wir wissen jetzt, wie wichtig Schlaf für uns ist und können uns vorstellen, was mit uns passiert, wenn wir nicht ausreichend Schlaf bekommen. Wenn wir Schlafprobleme haben, müssen wir diese beseitigen.
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird von unserer biologischen Uhr gesteuert. Eine Zeiger-Umdrehung unserer biologischen Uhr dauert bei uns allen ungefähr 24 Stunden. Wann der Schlaf-Wach-Zeiger aber oben auf der Zwölf oder unten auf der Sechs ist, ist bei jedem von uns unterschiedlich.
Es gibt also Morgenmenschen, die früh morgens schon wach und putzmunter sind, mit denen man am späten Abend aber nichts mehr anfangen kann. Es gibt die Abendmenschen, die am liebsten möglichst lange schlafen und am Abend am aktivsten sind.
Unsere biologische Uhr wird unter anderem vom Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beeinflusst. Lichtrezeptoren in unseren Augen signalisieren unserem Gehirn, dass es uns wach werden oder einschlafen lassen soll.
Um uns einschlafen zu lassen, schüttet unser Gehirn, kurz nachdem es dunkel geworden ist, Melatonin aus. Sobald es hell wird, wird die Melatonin-Ausschüttung wieder gestoppt.
Ein weiterer Stoff, der uns einschlafen lässt, ist Adenosin. Adenosin sorgt dafür, dass sich unser Schlafdruck aufbaut. Dieser Stoff wird ausgeschüttet, sobald wir wach sind. Je länger wir wach sind, umso höher ist der Adenosinspiegel und umso müder werden wir. Außerdem verhindert Adenosin, dass wir andere Stoffe ausschütten, die belebend wirken, wie Dopamin und Noradrenalin. Adenosin macht auch, dass sich unsere Gefäße weiten, was dazu führt, dass sich unser Blutdruck senkt und Adenosin verlangsamt unseren Herzschlag.
Wenn wir schlafen, fällt der Adenosinspiegel wieder ab. Wenn wir morgens müde sind, kann das daran liegen, dass wir nicht lange genug geschlafen haben, um das komplette Adenosin in unserem Gehirn abzubauen. Das nicht überbleibende Adenosin schleppt sich also von Tag zu Tag und der Spiegel wird immer höher, bis wir genügend geschlafen haben und das komplette Adenosin abgebaut ist.
Wenn wir aber regelmässig zu wenig schlafen, werden wir chronisch müde.
Interessanterweise arbeiten unser Schlafdruck und unsere biologische Uhr nicht zusammen. Sie sind unabhängige Systeme, die aber meistens stimmig zur gleichen Zeit ablaufen. Außer, wenn wir mal eine Nacht lang gar nicht schlafen. Dann ist unser Adenosinspiegel und Schlafdruck am nächsten Morgen extrem hoch – uns müssten also eigentlich sofort die Augen zufallen – aber der Wecker unserer biologischen Uhr klingelt und macht uns wieder wach. Jetzt kämpft unser Schlafdruck mit unserem gewohnten Schlaf-Wach-Rhythmus (– Was für ein unangenehmes Gefühl!) – bis unsere biologische Uhr uns wieder zur Schlafenszeit läutet.